Und nun die Beschreibung meiner psychophysiologischen Studie:

 

 

 

Die Katecholamine Serotonin, Noradrenalin und Dopamin sowie das Opiat Beta-Endorphin dienten als Indikatoren, um Glücksgefühle durch Singen zu beweisen, indem die Ausschüttung dieser Stoffe durch das Singen von freiwillig gewählter Gesangsliteratur aller Sparten im Blutserum gemessen wurde. Gleichzeitig wurde der Stress- und Angstlevel durch die Messung des Adrenalinwertes und die emotionale Befindlichkeit mittels des Emotionalitätsinventars EMI-B (Ullrich, 1978) erhoben. Auf Grund der Literatur war zu erwarten, dass durch das Singen positive Emotionalität, Gutgestimmtheit und Glück erreicht und daher Serotonin, Dopamin, Noradrenalin und Beta-Endorphin vermehrt während der Bedingung "Singen", die der Bedingung "Alltag" gegenübergestellt wurde, ausgeschüttet werden. Eine oftmals durch Musik induzierte Verringerung von Stress und Angst und damit Stärkung der Immunabwehr (Otto, 2000) könnte durch ein Absinken des Adrenalinspiegels bestätigt werden. Eine Verschiebung der Befindlichkeitswerte in Richtung Wohlbefinden, froher, angstfreier und dynamischer Stimmung war ebenfalls auf Grund der bisherigen Forschung zu erwarten.


An der Untersuchung nahmen 6 Versuchspersonen (3 weibliche und 3 männliche) Teil, die mittels Vorerhebungsfragebogen ausgewählt wurden. Bedingung für die Teilnahme war das "freiwillige", hobbymäßige Singen, das auch die Tatsache beinhaltete, dass die Sänger angaben, beim Auftritt keine oder nur wenig Angst zu empfinden und gerne zu singen. Die Angabe, große Angst vor der Blut-Abnahme zu haben, die am Untersuchungstag dreimal erfolgte, diente als Ausschlusskriterium. Die darzubietende Gesangsliteratur wurde von den Sängern selbst ausgewählt.


Es gab 3 Testzeitpunkte, nämlich der Beginn der Bedingung "Alltag", das Ende der Bedingung "Alltag", die gleichzeitig den Beginn der Bedingung "Singen" darstellte und das Ende der Bedingung "Singen". In den Hypothesen wurden die Werte zu den 3 Testzeitpunkten sowie die Veränderung innerhalb der Bedingung "Singen" geprüft und mit der Bedingung "Alltag" verglichen.

Folgende Hypothesen konnten bestätigt werden:
1. Der Serotonin - Wert ist nach dem Singen höher als vor dem Singen.
2. Der Noradrenalin - Wert ist nach dem Singen höher als vor dem Singen.
3. Der Adrenalin - Wert ist nach dem Singen niedriger als vor dem Singen.
4. Der Beta-Endorphin - Wert ist nach dem Singen höher als vor dem Singen.
5. Das Befinden ist nach dem Singen angstfreier als vor dem Singen.
6. Die Stimmung ist nach dem Singen froher als vor dem Singen.
7. Das Befinden ist nach dem Singen weniger erschöpft als vor dem Singen.
8. Das Befinden ist nach dem Singen weniger gehemmt als vor dem Singen.
9. Das gestörte Allgemeinbefinden ist nach dem Singen geringer als vor dem Singen.
10. Singen macht glücklich.

Demgegenüber konnten folgende Hypothesen nicht bestätigt werden:
1. Der Dopamin - Wert ist nach dem Singen höher als vor dem Singen.
2. Die Stimmung ist nach dem Singen weniger aggressiv als vor dem Singen.
3. Das Verlassenheitsgefühl ist nach dem Singen geringer als vor dem Singen.

Hier die Rohdaten in Tabellenform:

 

 

VP 1

VP 2

VP 3

VP 4

VP 5

VP 6

Mittelwert

Serotonin

Abnahme 1

114,00

129,20

110,80

146,10

15,20

72,90

98,03

 

Abnahme 2

99,60

188,80

106,00

151,00

19,50

60,10

104,17

 

Abnahme 3

138,70

222,60

132,70

161,80

14,10

87,70

126,27

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Noradrenalin

Abnahme 1

127,00

573,00

255,00

452,00

120,00

328,00

309,17

 

Abnahme 2

183,00

352,00

360,00

399,00

224,00

288,00

301,00

 

Abnahme 3

361,00

611,00

1002,00

716,00

241,00

375,00

551,00

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Adrenalin

Abnahme 1

77,00

133,00

54,00

134,00

91,00

166,00

109,17

 

Abnahme 2

158,00

222,00

83,00

120,00

105,00

185,00

145,50

 

Abnahme 3

89,00

74,00

182,00

113,00

86,00

118,00

110,33

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dopamin

Abnahme 1

61,00

25,00

51,00

63,00

40,00

117,00

59,50

 

Abnahme 2

143,00

44,00

33,00

50,00

31,00

87,00

64,67

 

Abnahme 3

127,00

31,00

32,00

80,00

36,00

73,00

63,17

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Beta-Endorphin

Abnahme 1

1,90

1,84

1,84

3,10

3,90

4,70

2,88

 

Abnahme 2

3,30

2,00

1,90

3,00

4,73

3,90

3,14

 

Abnahme 3

5,40

2,04

2,04

2,99

5,40

6,10

4,00

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Angst

vorher

97

102

93

93

104

87

96

 

nachher

93

85

93

95

101

98

94

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Depression

vorher

86

85

87

85

99

88

88

 

nachher

78

78

85

88

97

85

85

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Erschöpfung

vorher

92

96

96

91

107

89

95

 

nachher

76

76

102

96

103

80

89

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Aggressivität

vorher

109

86

102

99

103

98

100

 

nachher

106

80

102

99

103

103

99

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hemmung

vorher

86

87

86

91

94

81

88

 

nachher

73

72

79

91

96

84

83

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Verlassenheit

vorher

95

84

90

84

99

90

90

 

nachher

91

82

86

91

95

94

90

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gestörtes Befinden

vorher

99

98

93

93

102

88

96

 

nachher

87

83

91

97

99

88

91

Serotonin

H1.1: Der Serotonin-Wert ist nach dem Singen höher als vor dem Singen.
H0.1: Es besteht kein Unterschied.

Wie in den vorigen Kapiteln ausgeführt, kann Serotonin als psychophysiologischer Indikator für das Vorhandensein von Hochgefühl, Euphorie, Zufriedenheit bzw. Traurigkeit dienen. Serotoninmangel wird in der Literatur als eine der Ursachen von Depressionen genannt. Die Erhöhung des Serotoninspiegels korreliert mit einer Verringerung der Traurigkeit. Die Abwesenheit von Traurigkeit wird in verschiedenen Modellen als Bestandteil des Glücklichseins dargestellt (vgl. Ausführungen im Kapitel 1 dieser Arbeit). Singen wird in Fallbeschreibungen der Musiktherapie immer wieder als Mittel zur Verringerung von Traurigkeit, als Unterstützung bei der Verarbeitung von Depressionen eingesetzt (vgl. Ausführungen im Kapitel 3 dieser Arbeit). Es war daher zu erwarten, dass der Serotoninspiegel durch das Singen steigt und der Wert zum Abnahmezeitpunkt 3 (nach dem Singen) über dem des Abnahmezeitpunkts 2 (vor dem Singen) liegt. Der Unterschied zwischen dem Abnahmezeitpunkt 1 und 2 (Bedingung "Alltag") dient als Kontrollvariable. Es könnte ja der Fall sein, dass die Blutwerte auch während des Alltags maßgeblich schwanken und daher aus der reinen Tatsache, dass die Werte nach dem Singen höher sind als vor dem Singen, keine Schlüsse gezogen werden dürften. In diesem Experiment wurde mit vorliegendem Design versucht, diese Störvariable auszuschalten.

 

 

Nun zu den Ergebnissen im Detail (Angaben in mg/L):

 

Serotonin

 

 

 

 

 

 

 

 

VP 1

VP 2

VP 3

VP 4

VP 5

VP 6

Mittelwert

Blutabnahme 1

114,00

129,20

110,80

146,10

15,20

72,90

98,03

Blutabnahme 2 (vor dem Singen)

99,60

188,80

106,00

151,00

19,50

60,10

104,17

Blutabnahme 3 (nach dem Singen)

138,70

222,60

132,70

161,80

14,10

87,70

126,27

 

 

 

 

 

 

 

 

Diff 2-1 (Alltag)

-14,40

59,60

-4,80

4,90

4,30

-12,80

6,13

Diff 3-2 (Singen)

39,10

33,80

26,70

10,80

-5,40

27,60

22,10

Tab.7: Serotonin – absolute Werte

Eindeutig ist zu beobachten, dass 5 der 6 Versuchspersonen eine  Erhöhung des Serotoninwertes durch das Singen erfahren haben. Versuchsperson 5 hat einen sehr niedrigen Ausgangswert, was auf einen generellen Serotoninmangel und die damit verbundenen Unfähigkeit, Serotonin ausschütten zu können, hinweisen könnte. Es wurde zwar versucht, bei der Auswahl der Versuchspersonen mittels des Befindlichkeitsfragebogens EMI-B derartige Personen auszuschließen (hoher Wert in der Skala "Depressive Stimmung" wäre ein Indikator für einen allfällig vorhandenen Serotoninmangel gewesen), die genannte Versuchsperson war jedoch dabei völlig unauffällig. Auch im Verhalten während der Untersuchung haben sich keine Indizien dafür gezeigt. Trotzdem sollten die Werte der VP in diesem Zusammenhang interpretiert werden.

 


Abb. 81: Serotonin – 3 Testzeitpunkte – absolute Werte

Alle Versuchspersonen (ausgenommen VP 5, sh. vorher) hatten nach dem Singen einen höheren Wert als zu Beginn der Untersuchung. Der Serotoninspiegel ist also in den 1 ½ Stunden der Untersuchung stark angestiegen.

 

Abb. 82: Serotonin - 3 Testzeitpunkte - Verlauf

Wird der Unterschied zwischen den Bedingungen "Alltag" und "Singen" betrachtet, ergibt sich folgendes Bild:

Abb. 83: Serotonin – Alltag vs. Singen, absolute Werte



Abb.84: Serotonin – Mittelwerte, absolute Werte

In Prozentwerten ausgedrückt erscheint das Ergebnis noch eindrucksvoller:

Serotonin

 

 

 

 

 

 

 

 

VP 1

VP 2

VP 3

VP 4

VP 5

VP 6

Mittelwert

Blutabnahme 1

114,00

129,20

110,80

146,10

15,20

72,90

98,03

Blutabnahme 2 (vor dem Singen)

99,60

188,80

106,00

151,00

19,50

60,10

104,17

Blutabnahme 3 (nach dem Singen)

138,70

222,60

132,70

161,80

14,10

87,70

126,27

 

 

 

 

 

 

 

 

Diff 2-1 (Alltag)

-12,63%

46,13%

-4,33%

3,35%

28,29%

-17,56%

6,26%

Diff 3-2 (Singen)

39,26%

17,90%

25,19%

7,15%

-27,69%

45,92%

21,22%

Tab. 8: Serotonin – prozentuelle Veränderung

 



Abb. 85: Serotonin – prozentuelle Veränderung

4 Versuchspersonen haben eine eindeutig größere Zunahme unter der Bedingung "Singen" als unter der Bedingung "Alltag", Versuchsperson 2 hat während der Bedingung "Alltag" mehr Serotonin ausgeschüttet als während des Singens, Versuchsperson 5 ist auf Grund des niedrigen Ausgangswertes nur bedingt zu interpretieren, trotzdem zeigt der Mittelwert ein mehr als 3-fach höheres Ausschütten während des Singens an (+21% vs. + 6%).

 


Abb. 86: Serotonin – Mittelwert, prozentuelle Veränderung

 

Es kann daher von einer eindeutigen Tendenz in Richtung der Erhöhung des Serotoninspiegels durch das Singen gesprochen werden. Die Hypothese 1.1 wird beibehalten.

Noradrenalin

H1.2: Der Noradrenalin-Wert ist nach dem Singen höher als vor dem Singen
H0.2: Es besteht kein Unterschied

Die Ausschüttung von Noradrenalin bewirkt positive Emotionen, hebt die Stimmung und wirkt motivierend (vgl. z.B. Erdmann, Ising & Janke, 2000 und Schneider & Schmalt, 2000). Nachdem in dieser Arbeit davon ausgegangen wird, dass Singen förderlich für das Wohlbefinden, die Stimmung und das Glücksgefühl ist, war die Hypothese derart zu formulieren. Hier die Ergebnisse im Detail (Angaben in pg/ml):

 

Noradrenalin

 

 

 

 

 

 

 

 

VP 1

VP 2

VP 3

VP 4

VP 5

VP 6

Mittelwert

Blutabnahme 1

127,00

573,00

255,00

452,00

120,00

328,00

309,17

Blutabnahme 2 (vor dem Singen)

183,00

352,00

360,00

399,00

224,00

288,00

301,00

Blutabnahme 3 (nach dem Singen)

361,00

611,00

1002,00

716,00

241,00

375,00

551,00

 

 

 

 

 

 

 

 

Diff 2-1 (Alltag)

56,00

-221,00

105,00

-53,00

104,00

-40,00

-8,17

Diff 3-2 (Singen)

178,00

259,00

642,00

317,00

17,00

87,00

250,00

Tab. 9: Noradrenalin – absolute Werte

Eindeutig ist zu beobachten, dass alle Versuchspersonen eine  Erhöhung des Noradrenalinspiegels, teilweise in sehr hohem Ausmaß, durch das Singen erfahren haben. Die höchste Zunahme weist Versuchsperson 3 auf (Steigerung um 642 pg/ml), die niedrigste Versuchsperson 5 (siehe Ausführung zu dieser Versuchsperson im vorigen Abschnitt) mit 17 pg/ml. Während der Bedingung "Alltag" erfolgten entweder Zu- oder Abnahmen, allerdings (mit Ausnahme der Versuchsperson 5, sh. vorher) in weit geringerem Ausmaß als während der Bedingung "Singen".


Abb. 87: Noradrenalin – 3 Testzeitpunkte – absolute Werte

Der Verlauf zwischen den 3 Testzeitpunkten lässt sich folgendermaßen darstellen.

Abb. 88: Noradrenalin – 3 Testzeitpunkte - Verlauf

Wird der Unterschied zwischen den Bedingungen "Alltag" und "Singen" betrachtet, ergibt sich folgendes Bild:


Abb. 89: Noradrenalin – Alltag vs. Singen, absolute Werte

Abb. 90: Noradrenalin – Mittelwerte, absolute Werte

 

In Prozentwerten erscheint der Unterschied noch offensichtlicher:

Noradrenalin

 

 

 

 

 

 

 

 

VP 1

VP 2

VP 3

VP 4

VP 5

VP 6

Mittelwert

Blutabnahme 1

127,00

573,00

255,00

452,00

120,00

328,00

309,17

Blutabnahme 2 (vor dem Singen)

183,00

352,00

360,00

399,00

224,00

288,00

301,00

Blutabnahme 3 (nach dem Singen)

361,00

611,00

1002,00

716,00

241,00

375,00

551,00

 

 

 

 

 

 

 

 

Diff 2-1 (Alltag)

44,09%

-38,57%

41,18%

-11,73%

86,67%

-12,20%

-2,64%

Diff 3-2 (Singen)

97,27%

73,58%

178,33%

79,45%

7,59%

30,21%

83,06%

Tab. 10: Noradrenalin – prozentuelle Veränderung

 


Abb. 91: Noradrenalin – prozentuelle Veränderung

Der Mittelwert ergibt ein mehr als 8-fach stärkeres Ausschütten während der Bedingung "Singen" im Vergleich zur Bedingung "Alltag".


Abb. 92: Noradrenalin – Mittelwert, prozentuelle Veränderung
Es kann daher von einer eindeutigen Tendenz in Richtung Erhöhung des Noradrenalinspiegels durch das Singen gesprochen werden. Die Hypothese 1.2 wird beibehalten.
Bei dem Indikator Noradrenalin lieferte – trotz der geringen Anzahl an Versuchspersonen – die Hypothesenprüfung ein signifikantes Ergebnis. Ein Wilcoxon-Test (nichtparamaterisches Verfahren auf Grund der heterogenen Datenstruktur) ergab folgendes Bild:

                                                                          Ränge

 

 

 

 

 

N

Mittlerer Rang

Rangsumme

Singen - Alltag

Negative Ränge

1(a)

1,00

1,00

Positive Ränge


5(b)

4,00

20,00

Bindungen


0(c)

 

 

Gesamt


6

 

 

a  Singen < Alltag
b  Singen > Alltag
c  Singen = Alltag

                        Statistik für Test(b)

 

Singen - Alltag

Z

-1,992(a)

Asymptotische Signifikanz (2-seitig)

,046

a  Basiert auf negativen Rängen.
b  Wilcoxon-Test

Tab. 11: Noradrenalin – Wilcoxon-Test

Da die Hypothese gerichtet formuliert ist, ist das für 2-seitige Hypothesen gültige Signifikanzergebnis zu halbieren und beträgt daher 0,023. Dieser Wert ist eindeutig kleiner als das Signifikanzniveau von 0,05, weswegen ein signifikantes Ergebnis hinsichtlich des Vergleichs der Bedingungen "Alltag" und "Singen" vorliegt. Die Richtung des Ergebnisses ist eindeutig aus den Rangsummen zu entnehmen. Der Noradrenalin-Wert ist nach dem Singen signifikant höher als vor dem Singen.

 

Zum Vergleich der 3 Testzeitpunkte wurde ein Friedman-Test (wiederum nonparametrisch) durchgeführt.

Ränge

 

Mittlerer Rang

Abnahme 1

1,50

Abnahme 2

1,50

Abnahme 3

3,00

                         Statistik für Test(a)

N

6

Chi-Quadrat

9,000

df

2

Asymptotische Signifikanz

,011

a  Friedman-Test

Tab. 12: Noradrenalin – Friedman-Test

Es bestehen signifikante Unterschiede zwischen den 3 Testzeitpunkten hinsichtlich Noradrenalin.

Adrenalin

H1.3: Der Adrenalin-Wert ist nach dem Singen niedriger als vor dem Singen
H0.3: Es besteht kein Unterschied

Im Gegensatz zum Noradrenalin gilt eine Erhöhung von Adrenalin als Indikator für Anspannung, Angst und Stress (vgl. z.B. Erdmann, Ising & Janke, 2000). Hoher Adrenalinspiegel bedeutet auch, das man sich selbst wenig unter Kontrolle hat. Forschungen haben gezeigt, dass Musik im allgemeinen und Singen im speziellen angstmindernd und stresslösend wirken kann (vgl. z.B Schwabe, 1987 oder Spitzer, 2002) Es war daher davon auszugehen, dass der Adrenalinspiegel durch das Singen sinkt.

Nun zu den Ergebnissen im Detail (Angaben in pg/ml):

 

Adrenalin

 

 

 

 

 

 

 

 

VP 1

VP 2

VP 3

VP 4

VP 5

VP 6

Mittelwert

Blutabnahme 1

77,00

133,00

54,00

134,00

91,00

166,00

109,17

Blutabnahme 2 (vor dem Singen)

158,00

222,00

83,00

120,00

105,00

185,00

145,50

Blutabnahme 3 (nach dem Singen)

89,00

74,00

182,00

113,00

86,00

118,00

110,33

 

 

 

 

 

 

 

 

Diff 2-1 (Alltag)

81,00

89,00

29,00

-14,00

14,00

19,00

36,33

Diff 3-2 (Singen)

-69,00

-148,00

99,00

-7,00

-19,00

-67,00

-35,17

Tab. 13: Adrenalin – absolute Werte

Bei 5 von 6 Versuchspersonen ist der Adrenalinspiegel gesunken, teilweise auch unter den Ausgangswert zu Beginn der Bedingung "Alltag"


Abb. 93: Adrenalin – 3 Testzeitpunkte – absolute Werte

Der Verlauf kann folgendermaßen dargestellt werden:

Abb. 94: Adrenalin – 3 Testzeitpunkte - Verlauf

Wird der Unterschied zwischen den Bedingungen "Alltag" und "Singen" betrachtet, ergibt sich folgendes Bild:


Abb. 95: Adrenalin – Alltag vs. Singen, absolute Werte
In Prozentwerten ausgedrückt ergibt sich folgendes Bild:

Adrenalin

 

 

 

 

 

 

 

 

VP 1

VP 2

VP 3

VP 4

VP 5

VP 6

Mittelwert

Blutabnahme 1

77,00

133,00

54,00

134,00

91,00

166,00

109,17

Blutabnahme 2 (vor dem Singen)

158,00

222,00

83,00

120,00

105,00

185,00

145,50

Blutabnahme 3 (nach dem Singen)

89,00

74,00

182,00

113,00

86,00

118,00

110,33

 

 

 

 

 

 

 

 

Diff 2-1 (Alltag)

105,19%

66,92%

53,70%

-10,45%

15,38%

11,45%

33,28%

Diff 3-2 (Singen)

-43,67%

-66,67%

119,28%

-5,83%

-18,10%

-36,22%

-24,17%

Tab. 14: Adrenalin – prozentuelle Veränderung



Abb. 96: Adrenalin – prozentuelle Veränderung

 

 

 

Die Unterschiede zwischen den prozentuellen Veränderungen der Mittelwerte können folgendermaßen dargestellt werden:


 
Abb. 97: Adrenalin – Mittelwert, prozentuelle Veränderung

Die angst- und stresslösende Wirkung von Singen scheint bestätigt. Die Hypothese 1.3 wird beibehalten.

Dopamin

H1.4: Der Dopamin-Wert ist nach dem Singen höher als vor dem Singen
H0.4: Es besteht kein Unterschied

Die Erhöhung des Dopaminspiegels wird in der Literatur (vgl. z.B. Otto, 2000) mit positiver Emotionalität, Gutgestimmtheit, Euphorie, Glücksgefühl sowie Verringerung der Traurigkeit in Zusammenhang gebracht. Es war daher auch hier eine Erhöhung des Spiegels durch das Singen und die damit verbundene Freude zu erwarten. Bei Betrachtung der nun folgenden Tabelle kann jedoch keine Tendenz festgestellt werden (Angaben in pg/ml):


Dopamin

 

 

 

 

 

 

 

 

VP 1

VP 2

VP 3

VP 4

VP 5

VP 6

Mittelwert

Blutabnahme 1

61,00

25,00

51,00

63,00

40,00

117,00

59,50

Blutabnahme 2 (vor dem Singen)

143,00

44,00

33,00

50,00

31,00

87,00

64,67

Blutabnahme 3 (nach dem Singen)

127,00

31,00

32,00

80,00

36,00

73,00

63,17

 

 

 

 

 

 

 

 

Diff 2-1 (Alltag)

82,00

19,00

-18,00

-13,00

-9,00

-30,00

5,17

Diff 3-2 (Singen)

-16,00

-13,00

-1,00

30,00

5,00

-14,00

-1,50

Tab. 15: Dopamin – absolute Werte

Bei 2 Versuchspersonen nahm der Dopaminspiegel während des Singens zu, bei einer blieb er beinahe gleich, bei 3 Versuchspersonen sank er während des Singens. In der Bedingung Alltag sank er bei 4 Versuchspersonen, bei einer stieg er leicht und bei einer Versuchsperson stark.



Abb. 98: Dopamin – 3 Testzeitpunkte – absolute Werte

 


Die Verlaufskurve gibt folgendes Bild:
Abb. 99: Dopamin – 3 Testzeitpunkte - Verlauf

Wird der Unterschied zwischen den Bedingungen "Alltag" und "Singen" betrachtet, ergibt sich folgendes Bild:


Abb. 100:  Dopamin – Alltag vs. Singen, absolute Werte

Wird der Unterschied in Prozentwerten ausgedrückt, ergibt sich folgendes Bild:

Dopamin

 

 

 

 

 

 

 

 

VP 1

VP 2

VP 3

VP 4

VP 5

VP 6

Mittelwert

Blutabnahme 1

61,00

25,00

51,00

63,00

40,00

117,00

59,50

Blutabnahme 2 (vor dem Singen)

143,00

44,00

33,00

50,00

31,00

87,00

64,67

Blutabnahme 3 (nach dem Singen)

127,00

31,00

32,00

80,00

36,00

73,00

63,17

 

 

 

 

 

 

 

 

Diff 2-1 (Alltag)

134,43%

76,00%

-35,29%

-20,63%

-22,50%

-25,64%

8,68%

Diff 3-2 (Singen)

-11,19%

-29,55%

-3,03%

60,00%

16,13%

-16,09%

-2,32%

Tab. 16: Dopamin – prozentuelle Veränderung

Abb. 101: Dopamin – prozentuelle Veränderung

Der prozentuelle Mittelwertsvergleich gibt keine klare Richtung der Veränderung an. Der Dopaminspiegel ist während der Bedingung "Alltag" leicht gestiegen, während der Bedingung "Singen" nahezu gleich geblieben.

 


Abb.102: Dopamin – Mittelwert, prozentuelle Veränderung

Hinsichtlich des Dopamin wird die Alternativhypothese verworfen und die Nullhypothese beibehalten.

Beta-Endorphin

H1.5: Der Beta-Endorphin-Wert ist nach dem Singen höher als vor dem Singen.
H0.5: Es besteht kein Unterschied.

Beta-Endorphin wird als das "Glückshormon" schlechthin beschrieben. Es wird bei Euphorie und Glücksgefühlen ausgeschüttet.
Folgende Daten konnten erhoben werden (Angaben in pmol/L):


Beta-Endorphin

 

 

 

 

 

 

 

 

VP 1

VP 2

VP 3

VP 4

VP 5

VP 6

Mittelwert

Blutabnahme 1

1,90

1,84

1,84

3,10

3,90

4,70

2,88

Blutabnahme 2 (vor dem Singen)

3,30

2,00

1,90

3,00

4,73

3,90

3,14

Blutabnahme 3 (nach dem Singen)

5,40

2,04

2,04

2,99

5,40

6,10

4,00

 

 

 

 

 

 

 

 

Diff 2-1 (Alltag)

1,40

0,16

0,06

-0,10

0,83

-0,80

0,26

Diff 3-2 (Singen)

2,10

0,04

0,14

-0,01

0,67

2,20

0,86

Tab. 17: Beta-Endorphin – absolute Werte
Festgestellt wird, dass die Werte bei der 3. Messung (nach dem Singen) bei 5 Versuchspersonen merkbar höher gegenüber dem Ausgangswert sind, bei einer leicht geringer (VP 4, siehe hiezu Ausführungen im Abschnitt "Versuchspersonen").

Abb. 103: Beta-Endorphin – 3 Testzeitpunkte – absolute Werte


Die Verlaufskurve kann folgendermaßen dargestellt werden:
Abb. 104: Beta-Endorphin – 3 Testzeitpunkte - Verlauf

Wird der Unterschied zwischen den Bedingungen "Alltag" und "Singen" betrachtet, ergibt sich folgendes Bild: Bei 2 der 6 Versuchspersonen ist der Zuwachs an Beta-Endorphin während der Bedingung "Singen" um vieles höher als während der Bedingung "Alltag", bei einer leicht höher, bei 2 Versuchspersonen ist er etwas geringer bzw. fast gleich, bei einer ist während der Bedingung "Alltag" eine Verringerung eingetreten, bei der Bedingung "Singen" ist der Endorphinspiegel nahezu gleich geblieben.
Abb. 105:  Beta-Endorphin – Alltag vs. Singen, absolute Werte

In Prozentwerten stellt sich das Ergebnis derart dar:


Beta-Endorphin

 

 

 

 

 

 

 

 

VP 1

VP 2

VP 3

VP 4

VP 5

VP 6

Mittelwert

Blutabnahme 1

1,90

1,84

1,84

3,10

3,90

4,70

2,88

Blutabnahme 2 (vor dem Singen)

3,30

2,00

1,90

3,00

4,73

3,90

3,14

Blutabnahme 3 (nach dem Singen)

5,40

2,04

2,04

2,99

5,40

6,10

4,00

 

 

 

 

 

 

 

 

Diff 2-1 (Alltag)

73,68%

8,70%

3,26%

-3,23%

21,28%

-17,02%

8,97%

Diff 3-2 (Singen)

63,64%

2,00%

7,37%

-0,33%

14,16%

56,41%

27,30%

Tab. 18: Beta-Endorphin – prozentuelle Veränderung



Abb. 106: Beta-Endorphin – Alltag vs. Singen, prozentuelle Veränderung

 

Der Mittelwertsvergleich  zeigt einen 3 - fachen Zuwachs.

Es kann daher von einer eindeutigen Tendenz in Richtung der vermehrten Ausschüttung während des Singens ausgegangen werden. Die Hypothese 1.5 wird beibehalten.



Abb. 107:  Beta-Endorphin – Mittelwert, prozentuelle Veränderung

Angst

H1.6: Das Befinden ist nach dem Singen angstfreier als vor dem Singen.
H0.6: Es besteht kein Unterschied.

In den nunfolgenden Abschnitten erfolgt die Interpretation des Emotionalitätsfragebogens EMI-B. Signifikante Aussagen können auf Grund der für eine Fragebogenuntersuchung weit zu geringen Anzahl an Versuchspersonen nicht getroffen werden, jedoch scheint es trotzdem interessant, Veränderungen hinsichtlich der Befindlichkeit bei den Versuchspersonen genauer zu untersuchen. Sämtliche Befindlichkeitshypothesen wurden in die Richtung der Besserung des Zustandes in Richtung Wohlbefinden formuliert, da in der Literatur sehr viele Berichte über angstlösende, befreiende, enthemmende und Wohlbefindensfördernde Wirkungen von Musik zu finden sind (vgl. z.B. Adamek, 2000, Hegi, 1997).

Um sich die Veränderungen bei den Z-Werten der Befindlichkeitsskalen besser vorstellen zu können, sei die Verteilung der z-Werte und der hier verwendeten Z-Werte (Standardwerte) graphisch dargestellt.

Abb. 108: Graphische Darstellung der Verteilung der z- und Z-Werte (aus Kubinger, 1996, S. 57).

Hinsichtlich der Skala "Ängstliches versus angstfreies Befinden" ergaben sich folgende Werte:

Angst

vorher

97

102

93

93

104

87

96

 

nachher

93

85

93

95

101

98

94

Tab. 19: Angst – Z-Wertveränderung

Bei 3 Versuchspersonen erfolgte eine Verbesserung der Befindlichkeit, also eine Reduzierung der Angst (Verringerung der Z-Werte bedeutet in allen Skalen eine Verringerung des negativen Befindlichkeitszutstandes), bei einer Versuchperson blieb der Angstlevel gleich, bei 2 Versuchspersonen erhöhte er sich. In Summe erfolge eine Reduzierung um 2 Z-Werte.

 

 


Abb. 109: Angst – Z-Wertveränderung

Der Mittelwert ist also um 2 Z-Werte gesunken. Es kann daher von einer leichten Tendenz zur Verringerung der Angst gesprochen werden. Die Alternativhypothese wird beibehalten.


Abb. 110: Angst - Mittelwert

Depression

H1.7: Die Stimmung ist nach dem Singen froher als vor dem Singen
H0.7: Es besteht kein Unterschied

Die Tabelle ergibt folgendes Bild:

Depression

vorher

86

85

87

85

99

88

88

 

nachher

78

78

85

88

97

85

85

Tab. 20: Depression - Z-Wertveränderung

Bei 5 Versuchspersonen erfolgte eine Reduzierung der depressiven Stimmung bzw. eine Vermehrung der frohen Stimmung, bei einer Versuchsperson nahm die depressive Stimmung zu. In Summe erfolgte eine Reduzierung um 3 Z-Werte.

 

Abb. 111: Depression – Z-Wertveränderung

 

Der Mittelwertsvergleich ergibt folgendes Bild:



Abb. 112: Depression - Mittelwert

Die Alternativhypothese wird daher beibehalten. Es kann von einer eindeutigen Tendenz in Richtung "froher Stimmung" gesprochen werden.

Erschöpfung

H1.8: Das Befinden ist nach dem Singen weniger erschöpft als vor dem Singen
H0.8: Es besteht kein Unterschied

Die Tabelle zeigt folgende Werte:

Erschöpfung

vorher

92

96

96

91

107

89

95

 

nachher

76

76

102

96

103

80

89

Tab. 21: Erschöpfung – Z-Wertveränderung

4 Versuchspersonen zeigen eine bedeutende Verringerung der Erschöpfung, 2 eine Zunahme. In Summe ergibt sich eine deutliche Reduzierung des Erschöpfungszustandes.

Abb. 113: Erschöpfung – Z-Wertveränderung

Abb. 114: Erschöpfung - Mittelwert

Es kann daher die Alternativhypothese beibehalten werden, da eine eindeutige Tendenz in Richtung eines dynamischen, energievollen Befindens erkennbar ist.

Aggressivität

H1.9: Die Stimmung ist nach dem Singen weniger aggressiv als vor dem Singen.
H0.9: Es besteht kein Unterschied.

Folgende Z-Werte wurden vor- und nach dem Gesangsauftritt erhoben:

Aggressivität

vorher

109

86

102

99

103

98

100

 

nachher

106

80

102

99

103

103

99

Tab. 22: Aggressivität – Z-Wertveränderung

Bei 2 Versuchspersonen erfolgte eine Reduzierung der Aggressivität, 3 blieben gleich und bei einer erhöhte sich die Aggressivität. Der Gegenpol in der betreffenden Skala lautet "nachgiebige Stimmung". Es ist daraus zu erklären, dass durch die erfolgte Aktivierung durch die Gesangsdarbietung die Versuchspersonen nicht "nachgiebig" wurden, daraus eine Erhöhung der Aggressivität (bei 2 Versuchspersonen) abzuleiten, scheint mir nicht berechtigt.


Abb. 115: Aggressivität – Z-Wertveränderung


Im Mittel erfolgte eine Reduzierung um einen Z-Wertpunkt.

Abb. 116: Aggressivität – Mittelwert

Hinsichtlich der Skala "Aggressive versus nachgiebige Stimmung" wird die Alternativhypothese verworfen und die Nullhypothese beibehalten.

Hemmung

H1.10: Das Befinden ist nach dem Singen weniger gehemmt als vor dem Singen.
H0.10: Es besteht kein Unterschied.

Folgende Werte wurden erhoben:

Hemmung

vorher

86

87

86

91

94

81

88

 

nachher

73

72

79

91

96

84

83

Tab. 23: Hemmung – Z-Wertveränderung

3 Versuchspersonen weisen eine sehr große Reduktion des gehemmten Befindens und eine merkbare Erhöhung des spontanen Befindens auf, eine Versuchsperson bleibt gleich und zwei weisen eine Erhöhung auf.


 
Abb. 117: Hemmung – Z-Wertveränderung


In Summe ergibt sich eine Reduzierung des gehemmten Befindens von 5 Z-Wertpunkten.
Abb. 118: Hemmung - Mittelwert

Auf Grund der eindeutig ersichtlichen Tendenz wird die Alternativhypothese beibehalten.

Verlassenheit

H1.11: Das Verlassenheitsgefühl ist nach dem Singen geringer als vor dem Singen.
H0.11: Es besteht kein Unterschied.

Die Skala lautet exakt "Verlassenheits- versus Geborgenheitsgefühl". Eine Verringerung der Z-Werte kann daher auch als Zunahme an Geborgenheitsgefühl interpretiert werden.

Folgende Daten wurden erhoben:

Verlassenheit

vorher

95

84

90

84

99

90

90

 

nachher

91

82

86

91

95

94

90

Tab. 24: Verlassenheit – Z-Wertveränderung


Bei 4 Versuchspersonen erfolgte eine Abnahme des Verlassenheitsgefühls, zwei fühlten sich nach der Gesangsdarbietung weniger geborgen.

Abb. 119: Verlassenheit – Z-Wertveränderung

Im Schnitt blieb das Befinden in diesem Teilbereich beinahe gleich (gerundet auf ganze Z-Wertpunkte).



Abb. 120: Verlassenheit - Mittelwert

Hinsichtlich der Skala "Verlassenheits- versus Geborgenheitsgefühl" wird die Nullhypothese beibehalten und die Alternativhypothese verworfen.

Gestörtes Allgemeinbefinden

H1.12: Das gestörte Allgemeinbefinden ist nach dem Singen geringer als vor
dem Singen.
H0.12: Es besteht kein Unterschied.

Die Skala "Gestörtes Allgemeinbefinden versus Wohlbefinden" ist eine Summenskala, die über 18 der bereits in anderen Skalen verwendeten Items erhoben wird.

 

 

Hierbei konnten folgende Werte erhoben werden:


Gestörtes Befinden

vorher

99

98

93

93

102

88

96

 

nachher

87

83

91

97

99

88

91

Tab. 25: Gestörtes Allgemeinbefinden – Z-Wertveränderung

Bei zwei Versuchspersonen steigerte sich das Wohlbefinden enorm, bei zwei in einem geringerem Ausmaß, eine Versuchsperson zeigte keine Befindlichkeitsänderung und bei einer Versuchsperson nahm das Wohlbefinden ab und das gestörte Befinden zu.

Abb. 121: Gestörtes Allgemeinbefinden – Z-Wertveränderung

 

 

In Summe erfolgte eine Reduzierung des gestörten Befindens in Richtung Erhöhung des Wohlbefindens um 5 Z-Wertpunkte.

Abb. 122: Gestörtes Allgemeinbefinden - Mittelwert

Es kann daher eindeutig von einer Erhöhung des Wohlbefindens gesprochen werden. Die Alternativhypothese wird beibehalten.

Singend glücklich

H1.13: Singen macht glücklich.
H0.13: Es besteht kein Unterschied zwischen den Bedingungen Alltag und
Singen hinsichtlich des Glücksempfindens.

Werden alle bei diesem Experiment erhobenen Daten in ihrer Gesamtheit betrachtet ergibt sich folgendes Bild:
Die psychophysiologischen Glücksindikatoren Serotonin und Noradrenalin sind merklich angestiegen, das Stresshormon Adrenalin hat sich durch das Singen reduziert. Eine Zunahme von Dopamin konnte nicht nachgewiesen werden, das Opiat Beta-Endorphin wurde vermehrt ausgeschüttet.
Hinsichtlich der mittels Fragebogen erhobenen Befindlichkeiten konnte eine Angstreduktion, eine Hebung der frohen Stimmung, eine Reduzierung der Erschöpfung,  eine Reduzierung einer allfällig vorhandenen Hemmung und eine generelle Steigerung des Wohlbefindens durch das Singen festgestellt werden. Aggressivität und Verlassenheitsgefühl haben sich nicht verringert.
Es kann daher die Hypothese, dass Singen glücklich macht, als bestätigt angesehen werden.

Generell ist zu beachten, dass ein signifikantes Ergebnis auf Grund der – durch finanzielle Einschränkungen bedingten – geringen Anzahl an Versuchspersonen nur in einem Fall (Noradrenalin) erreicht wurde. Die anderen Ergebnisse zeigen jedoch starke Tendenzen in die in der Hypothese formulierte Richtung. Eine Fortführung dieser Untersuchung unter den gleichen Bedingungen und im gleichen Design ist daher wünschenswert.
Die Hoffnung, glücks- und damit gesundheitsbeeinflussende Wirkungen von Musik im Blut nachweisen zu können, trug dieses Forschungsprojekt. Viele Indizien dafür konnten, ergänzt durch emotionale Befindlichkeitsdaten, gesammelt werden. "Jede Krankheit ist ein musicalisches Problem.", meinte Novalis (zitiert nach Baier, 2001, S. 252) bereits in der Frühromantik. Auch heute noch bietet der Gedanke, Gesundheit, Glück und Wohlbefinden durch Gesang zu erreichen, eine schöne Zukunftsperspektive.


Abb. 135: "Hallelujah" aus dem Oratorium "Messiah" von G. F. Händel, aus J. Martin. & P. Parshall (Hrsg.). (2002). Weddings for Choirs, S. 69. New York: Oxford University Press. Grafische Bearbeitung: T. Biegl

 

weiter

 

 

Musikpsychologie als Brücke zwischenMusikpsychologie als Brücke zwischen Mensch und Musik. Mensch und Musik.